Stadtwerke profitieren von der Marktkommunikation 2020: Weil nun häufiger und zeitiger Daten vorliegen, kann SüdWestStrom noch genauere Prognosen erstellen. Die Stadtwerke-Kooperation macht das Bilanzkreis-Management für über 150 Energieversorger.
Die neuen Regeln für den Datenaustausch nach der Marktkommunikation 2020 (MaKo 2020) führen zu noch exakteren Prognosen im Bilanzkreismanagement. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Südwestdeutschen Stromhandels GmbH (SüdWestStrom).
Die Energie-Logistiker bei SüdWestStrom haben die aktuellen Daten für den Gesamt-Bilanzkreis von SüdWestStrom analysiert: Demnach führen die neuen Marktregeln zu noch genaueren Prognosen. Das Kriterium dafür ist der sogenannte Mean Absolute Percentage Error (MAPE) – damit beschrieben wird die mittlere betragsmäßige relative Abweichung der tatsächlichen Messwerte von den prognostizierten Verbrauchswerten. Von Januar bis März, den ersten Monaten unter der Wirkung der neuen Regeln, war der MAPE jeweils besser als in den Vergleichsmonaten des Vorjahres. Im Detail betrug der MAPE im Januar 2020 2,64 Prozent (2019: 4,49 Prozent), im Februar 2,12 Prozent (4,18 Prozent) und im März 4,30 Prozent (4,97 Prozent). Für viele der von SüdWestStrom bewirtschafteten Bilanzkreise bedeutet das: Das Risiko von hohen Ausgleichsenergie-Mengen ist niedriger.
Dieser Effekt ist Ergebnis eines Projekts zur Einführung der neuen Marktregeln: Über ein Jahr lang hat SüdWestStrom daran gearbeitet, die MaKo 2020 in IT-Prozessen und in der Interaktion mit den Stadtwerken umzusetzen. Koordiniert wurde dieses Projekt von Sebastian Hoffmann, Abteilungsleiter Bilanzkreis- und Fahrplan-Management. „Mit so einem deutlichen Effekt haben wir nicht gerechnet. Für die Strom-Prognose ist die MaKo 2020 eine echte Erfolgsgeschichte – der große Aufwand hat sich gelohnt“, so Hoffmann.
Der entscheidende Unterschied zum Datenaustausch vor der MaKo 2020: Die für das Bilanzkreis-Management relevanten Daten werden sehr viel zeitiger und kontinuierlich an SüdWestStrom übermittelt. Sebastian Hoffmann: „Früher haben wir einmal im Monat eine Kunden-Bestandsliste bekommen. Jetzt erhalten wir die Änderungen im Netz sofort als Einzelmeldungen. Dieser kontinuierliche Datenfluss macht die Arbeit sehr viel einfacher und ist weniger anfällig für Fehler. Am Ende werden die Prognosen dadurch noch exakter. In einzelnen Fällen können wir beispielsweise fehlerhafte Daten mit unseren Partnern sofort bereinigen.“ Sebastian Hoffmann weist zudem darauf hin, dass Prognosen grundsätzlich von zwei Faktoren beeinflusst werden: Qualität der Stammdaten und Bereitstellung der Bewegungsdaten. Zu den Bewegungsdaten gehören vor allem die ein- und ausgespeisten Strommengen.
Die neue Marktkommunikation führt auch zu einem wesentlich erhöhten Datenvolumen: Allein für die Erstellung der Prognose bekommt SüdWestStrom statt ein paar tausend Meldungen pro Jahr jetzt mindestens 1,6 Millionen Datensätze. „Wir haben für die MaKo 2020 unsere IT-Prozesse komplett umgekrempelt. Bis zu zwei Mitarbeiter waren einige Monate damit beschäftigt, die neuen Prozesse einzuführen. Wir haben damit wieder einmal bewiesen, wie wertvoll die Arbeit einer Stadtwerke-Kooperation für den Erfolg vieler Versorger sein kann“, sagt Sebastian Hoffmann.
Die MaKo 2020 war am 1. Dezember 2019 in Kraft getreten, seitdem gelten auch die neuen Regeln für den Austausch von Stammdaten zwischen Verteilnetzbetreibern, Lieferanten und Bilanzkreisverantwortlichen. Der neu regulierte Datenaustausch hat sich erstmals im Liefermonat Januar 2020 ausgewirkt. Zu den für das Bilanzkreis-Management relevanten Stammdaten gehören beispielsweise An- und Abmeldung sowie Informations- und Kündigungsmeldungen.